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Bike

Perspektivwechsel – der Blick von der Seitenlinie bei der Enduro World Series

Siegerehrung Enduro World Series Petzen Jamnica 2018

In der letzten Zeit durfte ich mir verletzungsbedingt einiges von der Seitenlinie anschauen. Da waren zum einem das lang erwartete Women’s Camp, bei dem ich als Coach und Guide eingeteilt war. Und zum anderen mein Lieblings-Enduro-Rennen in der Wildschönau. Aber es hilft ja alles nichts, wenn die Knochen Zeit zum Heilen brauchen. Zum Glück fand zur gleichen Zeit die Enduro World Series statt, bei der ich als ‚Media‘ dabei sein konnte.

Denn es ist Sommer, den man so gut wie möglich nutzen möchte, auch wenn man nicht jede freie Minute auf dem Bike verbringen kann. Also was macht man, wenn man weder Mountainbiken, Schwimmen, Schreiben oder Zeichnen kann? Richtig, alles was sonst so geht! Und immerhin gab es gerade jetzt einige Events, bei denen man gar nicht selbst aktiv werden musste, um eine gute Zeit zu verbringen.

Und einmal die Perspektive zu wechseln, kann ja auch sehr spannend sein. Also ignorierte ich die physische Einschränkung und das umständliche Hantieren mit dem Gips und legte los.

Enduro World Series Petzen/Jamnica

Anstatt zum Women’s Camp in Serfaus Fiss Ladis, ging die Fahrt kurzer Hand in Richtung Kärnten an die slowenische Grenze. Und zwar zum vierten Stopp der Enduro World Series rund um die Petzen und die Region Jamnica. Zu meiner Freude gab es endlich einen EWS Stopp in Österreich und auch noch fast vor unserer Haustür. Das durfte ich also auf keinen Fall verpassen, wenn die ursprüngliche Planung schon nicht funktionierte. Den Mädels und Jungs beim Bezwingen der kniffligen und vielseitigen Trails zuzusehen, war schon ziemlich cool. Der Ausflug hatte sich also bereits beim Zuschauen auf den ersten Metern gelohnt. Und der kleine Abstecher ins ‚Van Life‘ auch.

Die Ruhe vor dem Sturm

Nach Ankunft am Freitagabend wurde kurzerhand das viel zu klein geratene Mietauto in einen Schlafplatz umgewandelt. Ich hatte mir gerade noch rechtzeitig vor Anbruch der Dunkelheit einen Parkplatz mit direktem Blick auf das Bergpanorama gesichert. Mit offener Heckklappe und mitgebrachten Snacks, gab es dann sogar einen wunderschönen Sonnenuntergang gratis. Für die zweite Nacht ging es dann allerdings – aufgrund der massiv an Luft verlierenden Matratze – in eine Pension in der Nähe. Schade eigentlich – es hatte gerade angefangen, Spaß zu machen. Und ich liebe die frische Luft am Morgen, wenn alles um einem herum gerade erst wach wird und die Stille der Nacht langsam in ein Stimmengewirr übergeht. Solche Momente genieße ich richtig.

Von Stage zu Stage

Noch ein freundliches Gespräch mit den Nachbarn aus dem beneidenswerten VW Bus nebenan und dann ging es auch schon los. Die Fahrer starteten im Minutentakt direkt vis-a-vis von unserem Parkplatz auf die rund 50 km lange Strecke. Also hieß es auch für uns, noch schnell einen Kaffee checken und vergewissern, dass der Pass eingepackt war. Dann ging die Fahrt erst einmal in Richtung Slowenien. Beim Navigieren von Stage zu Stage kam ich mir ein bisschen wie bei den Tornadojägern vor. Die mit Mountainbike-Hersteller Aufklebern gebrandeten Kleinwagen und Team Busse waren im geordnetem Chaos gut zu erkennen – das half bei der Orientierung. Wenn dann einem auf einmal einer der Wagen entgegen kam, konnte das allerdings zu kollektiver Verwirrung führen. Man wollte ja rechtzeitig zum Start der persönlichen Favoriten vor Ort zu sein und sich in der Pampa auf keinen Fall verfahren.

Perspektivwechsel an der Strecke

Mit Karte und Trailforks App bewaffnet funktionierte die Navigation aber recht gut. Nach der Parkplatzsuche ging es entlang der Stage teilweise kreuz und quer durchs Gebüsch. Dann wurde noch schnell die Strecke begutachtet und der beste Platz ausgesucht. Für einen guten Standplatz wurde geklettert und sich auf ungemütlich anmutenden Stellen platziert, um alles im Blick zu haben und die Lichtverhältnisse bestmöglich ausnutzen zu können. Schließlich sollten auch gescheite Fotos dabei herauskommen. Und auch hier wirkten kleine Perspektivwechsel wahre Wunder und die krassen Bodenverhältnisse kamen am Foto gleich noch besser zur Geltung. Nach einer unbestimmten Zeit war dann endlich Anfeuern angesagt. Viel zu schnell flogen die Rider an einem vorbei und man versuchte lautstark den bestmöglichen Support zu geben. Sobald die Gruppe durch war, ging es auch schon wieder weiter.

Was für ein Abenteuer 

Die Abwechslung an diesem Wochenende hat auf jeden Fall nicht geschadet, und der etwas andere Blickwinkel auch nicht. Ich hatte das Gefühl, dass ich mir in den hektischen Wochen der Saison nicht genügend Zeit genommen habe, um die Batterien wieder aufzuladen. Die Kombination aus Event, Kräfte sammeln und netten Gesprächen hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht. Und einen Ausgleich zu schaffen, stand sowieso diesen Monat auf dem Programm. Das war ursprünglich zwar etwas anders geplant, aber macht ja nichts. Manche Sachen verpasst man und andere erlebt man gerade weil man die ursprüngliche Route verlässt. Grund genug, einfach mal öfters die Perspektive zu wechseln.